vom puzzle


nach dem österlichen hoch, das unsereinen heutzutage nur teils in himmlische höhen versetzt, sei es weil uns der osterhase oder die süßigkeitenhersteller auf dem grund und boden der tatsachen halten, oder weil es uns einfach egal ist, hält die freude der auferstehung für einige zeit an. doch spätestens nach der nächsten kältephase wird unser gemüt wieder durch dunkle schatten belästigt. natürlich ist der frühling keine geregelte jahreszeit. ein stundenplan der temperaturen, mit so etwas brauchen wir nicht zu rechnen, genauso wenig wie wir abschätzen können, wann uns die nächsten kopfschmerzen widerfahren, oder wann wir das nächste mal auf der treppe über eine stufe stolpern und auf die nase fallen. wir wissen nicht was uns als nächstes widerfährt, abgesehen davon, was wir einplanen, was in unseren terminkalendern seit tagen, wochen oder sogar monaten steht. uns ergeht es nicht wie tim und struppi in ihren abenteuern, in denen eine verfolgungsjagd zu einer durchchoreografierten performance wird. ein puzzleteil fügt sich passend an ein neues. haben wir verlernt die puzzlestücke unseres lebens passend aneinanderzureihen? passen die puzzlestücke überhaupt noch aneinander? und wenn bei einem puzzle am ende ein bild entsteht, welches bild wird es bei uns sein? picasso, monet, oder ein vanitas-stillleben?
manchmal erscheint uns unser alltag als schieres abarbeiten von terminen. die arbeit überzieht den feierabend mit einem negativen beigeschmack des gedankens: "es ist noch nicht alles erledigt". und ganz schnell wird das entspannte abendessen, der fernseh- oder kinoabend zu einer notiz auf unserer to-do-liste.
dies ist exakt der prozess, in dem sich die form unserer puzzleteile verändert, sodass sie nicht mehr aneinanderpassen. unbewusst passiert etwas furchtbares, indem wir uns und unserer taten an eine gusseiserne kette legen. wir sind versessen darauf, dass unsere puzzleteile genau aneinanderpassen, sodass wir das "dazwischen" schier übersehen, die anderen puzzleteile, die wir kurz durch unsere hände gleiten lassen. das "dazwischen" ist gerade das lebenswerte ungeplante, dass unserer to-do-liste die nötige flexibilität verleiht, die unserem hart getimtem alltagsplan oft abhandenkommt. gönnen wir uns den augenblick, schließen wir eine tür und öffnen kurz ein neues fenster und lassen uns platz für die improvisation über ein festes thema, damit wir den wert unserer geplanten dinge umso mehr schätzen können und unserer lebenschoreografie ein paar erfrischende tanzschritte hinzufügen.

s.

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