vom herz


mit dem herbst kommt auch der sturm. und mit dem sturm kommt auch der sturm auf unser immunsystem. erkältungen durch einen kleinen luftzug, gerüchte von grippeviren und magen-darm-infekten. und inmitten dem sind wir, die nach dem sommeraus eigentlich nichts von alldem erfahren wollen und unseren kopf lieber mit positiven seiten des herbstes beglücken wollen. die saisonalen bedingungen und die industrie die vor allem psychologisch genau weiß, wie sie ihre verkaufsstrategie am verbraucher einsetzt, zwingen unsereinen dazu sich mit den klassischen krankheiten und plagen des herbstes und der herannahenden kälte auseinanderzusetzen. kaum hat jemand in unserem umfeld eine erkältung, oder erwähnt, dass sich derzeit ein virus im umlauf befindet, läuten unsere alarmglocken.
sollen wir die ausgestellten und beworbenen vitaminkapseln, hustensäfte und immunschützer zu kenntnis nehmen? und wie soll man seine angst in diesen kranken zeiten zu beherrschen lernen?
unser körper ist eine hoch komplexe maschine, die wir sehr oft unterschätzen, manchmal aber auch überschätzen. besonders wenn es dann doch einmal irgendwo zwickt, juckt oder sich ein weißer belag auf der zunge zeigt, durchforstet man das internet und stößt in gesundheitsforen und auf medizinischen beratungsseiten auf viele wegweiser und symptome. und auch in zeiten, wie diesen, in denen der eine oder andere den weg zum arzt meidet, ist unser verstand und unsere kombinatorik am ehesten gefragt, wenn sich der körper meldet. kaum hört man, dass ein bekannter ein herzleiden mit bestimmten symptomen hat, hinterfragt man seinen eigenen lebensstil und vor allem sein eigenes immunsystem. die angst wird geschürt. sollte man raucher sein wird man ständig in seinem leben auf lungenkrebs und die fatalen folgen hingewiesen. da wird ein leichtes stechen in der brust überbewertet und just folgt der angstzustand um das irdische ableben. wie schnell wir uns aus unserem alltag herausreißen lassen und uns nur noch in einer panischen angst um unser fortleben bewegen. ist das übertrieben, oder eher ein weckruf, vorbereitet zu sein auf die krankheit?
man könnte meinen, die angst vor der krankheit ist bereits die krankheit. je krankhafter wir auf unsere eigene sterblichkeit und zerbrechlichkeit hingewiesen werden, umso mehr leidet unser herz.
das herz, unsere fortwährende blüte, die sich unter den strapazen des sturms der krankheit ständig biegen und beugen muss. egal, welchen ängsten, welchen krankheiten, welchem schmerz wir ausgesetzt werden. unser herz leidet am meisten. und die verletzungen heilen oft sehr langsam. nicht umsonst werden wir aufgefordert, in manchen momenten auf unser herz zu hören. doch nicht nur auf unseres, auch auf das der anderen. eine krankheit mag kommen und gehen wie sie will. schlimmer ist jedoch die angst davor und vor dem, was mit unserem herzen passiert. stechen wir einander ins herz - wie kann man die blutung stillen? wird einem das herz gebrochen - wie füge ich es erneut zusammen?
unsere angst vor dem vorgang des reparierens und kurierens und dem möglichen scheitern ist letztendlich die krankheit, die unsere psyche verkrüppelt.
natürlich streikt das herz manchmal gegen den verstand und die symptomatik. in diesem moment ist es an der zeit sich die wahrheit von jemand anderem sagen zu lassen. jemandem, dessen herz nicht blutet. manchmal verweigert uns das die eigene psyche. und will man letztendlich eine krankheit bekämpfen, oder lieber die gesundheit fördern?

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